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 BREACH // Die andere Seite // FSK 12 // SciFi - YA - Romance

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Dhianara

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BeitragThema: BREACH // Die andere Seite // FSK 12 // SciFi - YA - Romance   BREACH // Die andere Seite // FSK 12 // SciFi - YA - Romance I_icon_minitimeSo Aug 11, 2013 1:57 am

BREACH
Die andere Seite


Autor:
Dhianara

- FKS 12
- Science Fiction, Abenteuer, Romance, Young Adults

Status:
Fertig aber noch beim Lektor
Nach und Nach werden die Kapitel hier erscheinen.



Kurzbeschreibung:
Die 16 jährige Danielle lebt zusammen mit ihrer Pflegemutter in der kalifornischen Kleinstadt Alturas. Ihr Leben ist ziemlich ereignislos, Danny ist eine mittelmäßige Schülerin, hat ein paar gute Freunde und zuhause die üblichen Streitereien.
Alles ändert sich, nachdem sie feststellt, dass sie von einem unbekannten Jungen verfolgt wird. Silas ist dunkel und geheimnisvoll. Außerdem reißt er sie, buchstäblich, aus ihrer langweiligen Durchschnittswelt in eine vollkommen unbekannte Welt mit fremden Menschen und Abenteuern, von denen Danielle nicht einmal geträumt hatte.

Prolog


Die Situation war äußerst angespannt, denn die nächsten 24 Stunden waren entscheidend für das Überleben der gesamten Bevölkerung. Dass die Herrscher der nördlichen, amerikanischen Hemisphäre alle in einen Raum versammelt waren, konnte Panik unter den Einwohnern Nordamerikas auslösen. Die Unsicherheit und Gefahr war beinahe körperlich zu spüren.

Reynard Caligus, der König von den Oststaaten, war wütend, was man an seinem rotglühenden Hals erkennen konnte.

»Das Ganze ist lächerlich, wir sollten diese verfluchte Rebellensache ignorieren und weitermachen wie bisher! Meine Leute sind mir loyal ergeben. Ich benötige keinen Plan.«

Ein zustimmendes Nicken und unzufriedenes Gemurmel der anderen Herrscher war zu vernehmen. Nathaniel Devereaux blickte zu seiner Gemahlin, deren Besorgnis sich deutlich in ihrem Gesicht abzeichnete. Es brach ihm beinahe das Herz, ihre Verzweiflung zu sehen. Als Reynard Caligus sich setzte, stand er auf und wartete, bis er die Aufmerksamkeit aller Anwesenden hatte.

»Meiner Meinung nach haben wir diese Sache viel zu lange ignoriert. Mein Volk erwartet eine starke Führung, die ich bereit bin, zu stellen, aber wenn wir nicht aufpassen, wird es zu einem Krieg kommen – so verheerend, wie ihn dieses Land noch nie zuvor gesehen hat.«


Reynard sprang auf und stierte wütend zu Nathaniel.

»Es ist lachhaft, bisher haben wir noch jede Aktion der Rebellen mit einem Handstreich vom Tisch gewischt.«

Die anderen Herrscher schienen wieder absolut hinter dem König von Newrope zu stehen.

Nathaniel seufzte, er wusste, all seine Bedenken waren nicht berücksichtigt oder als übertrieben abgetan worden. Nicht einmal die sanfte Hand, die zärtlich nach seiner griff, konnte ihm dieses Mal den Trost geben, den er so dringend benötigte.

Er blickte hinunter zu Alanah, seiner geliebten Königin, und setzte sich nach einem tiefen Atemzug wieder an ihre Seite. Es hatte einfach keinen Sinn, weiter Energie in eine Sache zu stecken, die keinerlei Aussichtschancen hatte.

Amon Trent, der dunkelhäutige Herrscher der südlichen Staaten und Ratsvorsitzende, stand auf und blickte in die Runde.

»Gibt es sonst noch Anträge?«

Keiner der Anwesenden hob die Hand, die meisten schüttelten einfach den Kopf. Amon sah bedauernd zu Nathaniel. Dieser wusste, dass Amon wohl der Einzige war, der auf seiner Seite stand.

»Dann sollten wir abstimmen!«

Amon nahm die Seite, auf dem der Antrag von Nathaniel verzeichnet war, und las laut mit klaren und deutlichen Worten vor:

»Im Zuge der letzten terroristischen Angriffe in Nordamerika wird eine Task Force gegründet. Die Macht der einzelnen Herrscher wird dadurch beschränkt. Sicherheitsbelange können von einem gewählten Anführer der Task Force ohne weitere Nachfrage getroffen werden. Entscheidungen stehen immer über Einzelentscheidungen der verschiedenen Bereiche. Jeder, der dafür ist, hebt jetzt die Hand.«

Nathaniel hob seine Hand, doch er war der einzige der sieben Männer. Ames musste sich als Vorsitzender aus der Entscheidung heraushalten. Nur bei einem Unentschieden wäre es an ihm gewesen, mit seiner Stimme eine Entscheidung herbeizuführen.

Ein leiser Seufzer an seiner Seite ließ ihn zu Alanah blicken. Seine Frau wirkte unglücklich, aber sie wollte es ihn nicht merken lassen. Sie wollte ihm Stärke und Zuversicht vermitteln und Nathaniel nahm es dankbar an. Aufmunternd lächelnd legte er seine Hand auf ihre, die auf seinem rechten Arm ruhte.

Der König von Pazifikania würde nicht erlauben, dass den Menschen, die er so sehr liebte, etwas passierte. Er würde eigene Vorsichtsmaßnamen ergreifen. Amon beendete die Sitzung und Nathaniel stand mit Alanah auf.

»Gehen wir, Liebes! Miranda wird uns schon sehnsüchtig erwarten.«



Kapitel 1


Knallrote Lippen, die nicht aufhören wollten, sich zu bewegen. Blicke aus ihren stahlblauen Augen, die einen Mann durchbohrten und ihn alles vergessen lassen konnten. Das lange goldblonde Haar sanft auf ihren Schultern liegend, als ob der Allmächtige persönlich dafür gesorgt hätte, dass es sich nicht bewegte, wenn sie auf kokette Art ihren Kopf in den Nacken legte, um zu lachen.

Das war meine beste Freundin Rudy Malloy. Sie redete schon den halben Abend auf ihren Freund Eric und dessen Freund Duke ein, um sie bei Laune zu halten. Ich muss gestehen, ich war keine große Hilfe, aber die Gesprächsthemen, die aufgebracht wurden, waren Themen, mit denen ich überhaupt nichts anfangen konnte. Ich war keine wirkliche Computerspielerin, und trotzdem Rudy das auch nicht war, gelang es ihr meistens spielend, ein Thema zu adaptieren und zu ihrem zu machen.

Sie lächelte, als Duke etwas sagte, und mir wurde bewusst, dass es eigentlich meine Aufgabe war, mich mit ihm zu unterhalten. Ich weiß nicht, wie lange es schon eine Lebensaufgabe für Rudy war, mich zu verkuppeln. Leider, oder vielleicht zum Glück, hatte sie bisher dabei allerdings noch kein besonders gutes Händchen bewiesen.

Duke war der letzte Junge in einer Reihe von potentiellen Freunden, die Rudy für mich ausgesucht hatte. Und um fair zu bleiben, muss ich zugeben, sie hatte immer einen sehr guten Geschmack bewiesen, jedenfalls was das Aussehen der Jungen betraf. Man glaubt nicht, wie viele gutaussehende Nullnummern eine High School beherbergen kann. Ich zählte nicht mehr mit, aber wenn ich eine grobe Schätzung abgeben sollte, würde ich sagen, ich hatte mindestens schon 15 davon kennengelernt. Und nun saß dort mir gegenüber eben dieser Duke. Duke? Wer hieß bitte Duke? Ich hatte keine Ahnung, ob es wirklich sein Name war oder einfach eine Bezeichnung, weil er etwas geleistet hat, was ihn berechtigte, den Namen Duke zu tragen.

Jedoch war er gutaussehend, 1,80 m groß, kastanienbraunes, welliges Haar, das elegant über seine Stirn gekämmt war und perfekt zu meinem dunkelbraunen passen würde. Seine Augen, die nur hin und wieder zu mir blitzten, hatten die Farbe von leuchtendem Bernstein, seine gerade Nase verlieh ihm etwas Adlerhaftes, jedoch nicht unangenehm. Die vollen Lippen hatte er meistens zu einem seichten Lächeln verzogen.

Ja, ich hatte ihn mir angesehen, aber ich war mir auch sicher, es würde kein weiteres Date geben. Er hatte kein Interesse an mir, und wenn ich ehrlich war, ich auch nicht an ihm.

So überließ ich Rudy die Gesprächsführung und versuchte nur ab und an, einen Satz zu erheischen, damit ich nicht ganz »ahnungslos« blieb. Ich musste wirklich ein ernsthaftes Wort mit Rudy wechseln. Es war ja nicht so, dass ich mich nicht mit Händen und Füßen gegen dieses Date gewährt hätte – so wie bereits gegen die zehn anderen davor. Aber Rudy war sehr resolut und davon überzeugt, dass ich endlich einen Freund brauchte.

Gelangweilt ließ ich meinen Blick durch das Restaurant schweifen. Mir fielen mindestens 20 Dinge ein, die ich jetzt lieber machen würde. Und an erster Stelle stand so etwas Einfallsreiches, wie die chinesische Wasserfolter auszuprobieren. Schlimmer als dieses Date konnte es nicht sein, sich stundenlang einen Tropfen Wasser auf die Stirn klatschen zu lassen. Oder eine Wurzelbehandlung bei Dr. Frankenstein. Ja, das war wirklich der Name meines Zahnarztes. Warum ich zu ihm ging? Das ist eine gute Frage, vielleicht ist es einfach meine versteckte masochistische Ader – dieselbe, die mich auch immer wieder dazu drängte, Rudy einen denkbaren Freundeskandidaten für mich auswählen zu lassen.

Ich beobachtete einen etwa fünfzigjährigen Mann mit einem Schnauzbart an einem der anderen Tische. Er wirkte irgendwie deplatziert in diesem Restaurant, in dem anscheinend vorwiegend Pärchen verkehrten. Plötzlich drehte er sich um und unsere Blicke trafen sich für eine Sekunde.

Der Mann schien mich nicht als interessant genug anzusehen, denn er schaute zurück auf seinen Teller und ich ließ meine Augen weiter durch das Restaurant gleiten.

Ich fühlte mich etwas underdressed mit meiner schlichten, weißen Bluse und dem schwarzen engen Rock. Eigentlich fühlte ich mich auch eher wie eine Bibliothekarin und nicht wie ein Sophomore auf der High School. Es fehlte nur noch, dass ich mein schulterlanges glattes Haar zu einem Dutt auf dem Kopf zusammengezwirbelt und meine hellgrünen Augen hinter einer Brille versteckt hätte. Die meisten Frauen im Restaurant trugen Designer-Kleidung, wie Rudy. Ich selbst hatte kein Geld, um mir solche Klamotten zu leisten, aber ich bezweifelte, dass ich wirklich der Typ für solche Sachen war.

Und dann sah ich ihn: ein Junge, vielleicht zwei bis drei Jahre älter als ich, er stand einfach zwischen den Tischen und starrte mich an. Ich meine, ich bildete mir das nicht nur ein, er starrte MICH an; Danielle Marie Conroy. Vielleicht hätte ich mich geschmeichelt gefühlt, wäre er nicht wirklich gruselig gewesen, geradezu unheimlich.

Ich griff nach dem Arm von Rudy, um sie auf den Jungen aufmerksam zu machen, doch er war weg – als ob es ihn niemals gegeben hätte. Wurde ich langsam verrückt? Litt ich an Verfolgungswahn? Suchend blickte ich durch das Restaurant bis zum Ausgang, der jedoch nicht so aussah, als wäre er die letzten Sekunden geöffnet worden. Fragend sah Rudy mich an, ich musste etwas sagen, nur was?

»Ich geh kurz aufs Klo, okay?« Ich sprach so leise, dass nur Rudy mich hören konnte. »Soll ich dich begleiten?« Ich schüttelte den Kopf. Mir war klar, ich hätte mir auf der Toilette jetzt eine kilometerlange Litanei anhören müssen, warum Duke der perfekte Freund für mich sei.

Der Waschraum des Restaurants war sehr edel, Marmorfließen, goldene Armaturen und weiße Handtücher. Mein Unbehagen stieg. Ich sollte nicht hier sein. Ich öffnete meine Tasche, holte mein Handy heraus und wählte die Nummer von Rudys Bruder Stephen, meinem besten Freund. Eigentlich war Stephen mehr ein großer Bruder für mich.

»Danny? Was ist los?« Erleichtert schloss ich meine Augen, als ich seine Stimme hörte. »Könntest du mich abholen?« Ich konnte hören, dass er bereits nach seinem Schlüssel griff. »Natürlich, was ist passiert?«
Ich seufzte schwer. »Nichts, ich möchte einfach nur weg hier. Das Essen ist eine Katastrophe!« Seine tiefe Stimme beruhigte mich und gab mir das Gefühl von Geborgenheit. »Ich bin gleich da, warte draußen auf mich!« Damit legte er auf.

Nach einem weiteren Blick in den Spiegel blies ich meine Wangen auf. »Dann auf in den Kampf!« Ich war mir sicher, dass Rudy mich nicht einfach so gehen ließ.

Ich schlenderte zurück an den Tisch, wo die drei jungen Leute saßen und auf mich warteten. Rudy sah auf. »Hey, da bist du ja!« Ich nickte und blieb am Tisch stehen. »Seid ihr mir böse, wenn ich gehe? Es geht mir nicht gut, ich habe gerade echt schlimme Kopfschmerzen bekommen.«

Rudy stand sofort auf und legte eine Hand auf meine Schulter. »Wir bringen dich nach Hause.« Aber ich schüttelte den Kopf. »Nein, danke! Ich habe Stephen angerufen, er holt mich ab.« Die beiden Jungs erhoben sich ebenfalls. Duke reichte mir die Hand. »Ich hoffe, es geht dir bald besser!« Aber ich wusste, dass ihn das eigentlich nicht wirklich interessierte. Wir würden uns nie wieder sehen und das war gut so.

Nachdem ich mich auch von Rudy und ihrem Freund verabschiedet hatte, ging ich nach draußen, wo der alte Ford von Stephen bereits stand. Schnell lief ich rüber und stieg ein. »Danke!«

Das warme Lächeln, mit dem mich Stephen im Wagen empfing, sorgte dafür, dass ich mich gleich viel wohler fühlte als noch zwei Minuten zuvor.
»Hey, alles in Ordnung, waren die anderen gemein zu dir?« Ich verzog das Gesicht, ich wusste, dass er mich nur ärgern wollte. Anderen würde seine neckende Art wohl auf die Nerven gehen, ich fühlte mich dadurch jedoch geborgen und sicher. Stephen behandelte mich nicht anders als Rudy, was mir ein gewisses Gefühl von Zugehörigkeit gab.

Seit ich die Malloys kannte, hatte ich eine viel engere Bindung zu ihnen, als ich jemals zu meiner Pflegemutter aufgebaut hatte. Zeitweise schlief ich nur im Haus von Sonny Carter, und die restliche Zeit verbrachte ich bei den Malloys. Es war nicht so, dass ich nicht versucht hätte, mit ihr klarzukommen. Und manchmal funktionierte es auch – immer dann, wenn es keinen Mann in ihrem Leben gab.

Ich sah zu Stephen. Sein blondes Haar stand unordentlich von seinem Kopf ab, ein Zeichen dafür, dass er die Kapuze von seinem Pullover gerade erst heruntergezogen hatte. Seine grünen Augen funkelten mich belustigt an. Die meisten Mädchen würden ihn wohl als gutaussehend bezeichnen, ich selbst hatte Stephen noch nie als potentielles Freundmaterial betrachtet, schließlich würde man auch nie seinen Bruder so sehen, oder?

»Die Jungs waren genauso wenig an mir interessiert wie ich an ihnen, ich hätte meinen Abend mit dir verbringen sollen.«

»Mein Reden! Du hättest mit mir so viel mehr Spaß gehabt. Ich habe mir den neuesten Horrorfilm besorgt und wir hätten Popcorn machen können. Aber nein, du musstest dich auftakeln und dich Rudy unterwerfen.« Sein Grinsen wurde breiter.
Das war wohl die größte Gemeinsamkeit zwischen uns: unsere Vorliebe für Horrorfilme, je blutiger und trashiger, desto besser.

»Aber ich bin ganz froh, dass du nicht da warst. Du hättest mir nur meine Hotdogs weggegessen und dann die ganze Zeit ein Kissen vor dein Gesicht gehalten!« Empört blickte ich ihn an. Frechheit!

»Ich? Wer hat denn vor zwei Wochen bei mir und Rudy im Zimmer auf dem Boden geschlafen, weil er sich fast ins Hemd gemacht hätte?«

»Ich wollte nur, dass ihr schlafen könnt!« Stephens Stimme klang leicht pikiert, wir sahen uns an und begannen zu lachen. Wahrscheinlich lag die Wahrheit irgendwo dazwischen.

Entgegen meinem Wunsch fuhr Stephen mich direkt nach Hause. So wollte er wohl verhindern, dass ich, nachdem ich mich in Rudys Zimmer umgezogen hatte, im Dunkeln zu Fuß nach Hause ging. Seufzend sah ich zur unbeleuchteten Haustür des leicht schäbigen zweistöckigen Hauses, in dem ich mit meiner Pflegemutter lebte. Es brannte nur eine kleine Lampe im Wohnzimmer, ein Zeichen dafür, dass Sonny noch wach war.

Stephen sah mich an. Er kannte meine Situation und mein Verhältnis zu Sonny. Er wusste auch, dass ich im Moment wieder in einer Phase steckte, in der ich nur ungern zuhause war. »Läuft es immer noch nicht besser?« Ich schüttelte nur den Kopf und Stephen legte mit einer tröstenden Geste seine Hand auf meinen Oberschenkel.
»Sie plant, ihren Freund bei uns einziehen zu lassen.« Ich erschauerte bei dem Gedanken. Die Blicke, die dieser mir regelmäßig zuwarf, hinterließen bei mir immer das Gefühl, unter die Dusche gehen zu wollen, um mich mit kochend heißem Wasser zu desinfizieren. Immer wieder sagte ich mir, dass es nur noch zwei Jahre waren, bis ich gehen konnte. College war keine Alternative für mich, aber ich war mir sicher, dass ich einen Job im Büro von Rudy und Stephens Vaters Architektenbüro bekommen könnte. Schon jetzt arbeitete ich dreimal die Woche für ein paar Stunden dort.

»Wenn es ganz schlimm wird, könntest du zu uns ziehen. Mom und Dad hätten sicher nichts dagegen.« Dankbar sah ich zu Stephen, wir wussten beide, dass Sonny das nicht zulassen würde, auf ihre sehr ungewöhnliche Art schien sie mich zu lieben. Und solange meine Noten einigermaßen waren, würde auch das Jugendamt keine Veranlassung sehen, mich zu einer anderen Familie zu schicken.

Ich stieg langsam aus und sah durch die geöffnete Tür noch mal zu ihm. »Danke, dass du mich nach Hause gebracht hast, Stephen!«

»Hey, du weißt doch, dass ich immer das Schlachtfeld aufräume, nachdem meine Schwester dort Vernichtung hinterlassen hat.« Er zwinkerte mir noch zu, ich schloss die Tür und ging zögerlich den Weg zum Haus hoch. Ich sah mich um und konnte noch die Rücklichter von Stephens Wagen erkennen. Missmutig sperrte ich die Tür auf.


Zuletzt von Dhianara am So Aug 11, 2013 5:35 am bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: BREACH // Die andere Seite // FSK 12 // SciFi - YA - Romance   BREACH // Die andere Seite // FSK 12 // SciFi - YA - Romance I_icon_minitimeSo Aug 11, 2013 2:22 am

Wow! Dein Schreibstil ist echt klasse. Wie du die ganzen Charaktere beschreibst und die Atmosphäre...
Das Kapitel könnte aus einem Roman stammen Wink.
Ich muss sagen ich kenne das Fandom nicht, aber ich war neugierig wie und was genau du so schreibst deshalb hab ichs trotzdem gelesen.
Und ich freu mich schon auf das 2 Kapitel Wink. "Die andere Seite" ist glaube ich ein Buch, oder? Vielleicht muss ich mir dass auch mal anschauen ^^.
Danielle ist mir bisher auf jeden Fall sympathisch, dass find ich immer am wichtigsten. Eine Hauptperson die man nicht mag kann die ganze Geschichte verdreben.
Und Stephen ist auch nett. Aber neugierig bin ich jetzt natürlich auf den Jungen, der Danielle im Restaurant so angestarrt hat.
LG Jaelly
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BeitragThema: Re: BREACH // Die andere Seite // FSK 12 // SciFi - YA - Romance   BREACH // Die andere Seite // FSK 12 // SciFi - YA - Romance I_icon_minitimeSo Aug 11, 2013 2:26 am

Um ehrlich zu sein, es ist ein Buch, aber das ist noch nicht erschienen. Es ist nämlich mein Buch Razz Also es ist noch nicht erschienen, aber es wird wohl spätestens ende des Jahres, bzw Anfang des nächsten Jahres erscheinen. Das ganze allerdings im Selbstverlag. Und ich brauche noch Leute, die mir ihr Feedback geben, darum bin ich auch hier. Smile
Ich hoffe es ist okay, dass es noch keine bekannte "Geschichte" ist.
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BeitragThema: Re: BREACH // Die andere Seite // FSK 12 // SciFi - YA - Romance   BREACH // Die andere Seite // FSK 12 // SciFi - YA - Romance I_icon_minitimeSo Aug 11, 2013 2:43 am

Okay ich wünsch dir auf jeden Fall viel Erfolg Wink
Ich bin auf jeden Fall neugierig, und ich denke ich werde es mir auch kaufen Very Happy.
Das es noch keine bekannte Geschichte ist macht gar nichts aus Wink
Ist das dein erstes Buch? Smile

EDIT: Kannst du bitte in die Beschreibung noch fertiggestellt bzw. in Arbeit (je nachdem ob du noch ein paar Eindrücke posten willst oder nicht ^^) ergänzen und vielleicht kannst du ja noch irgendwo reinscheiben dass es eine Leseprobe ist, damit die anderen die dass hier lesen nicht verwirrt sind Wink.
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BeitragThema: Re: BREACH // Die andere Seite // FSK 12 // SciFi - YA - Romance   BREACH // Die andere Seite // FSK 12 // SciFi - YA - Romance I_icon_minitimeSo Aug 11, 2013 5:33 am

Jaelly schrieb:
...
Ist das dein erstes Buch? Smile
Tatsächlich ist es das. Ich habe schon 1000 Geschichten angefangen und niemals weiter geschrieben. Breach ist das erste, das wirklich fertig geworden ist.

Jaelly schrieb:
EDIT: Kannst du bitte in die Beschreibung noch fertiggestellt bzw. in Arbeit (je nachdem ob du noch ein paar Eindrücke posten willst oder nicht ^^) ergänzen und vielleicht kannst du ja noch irgendwo reinscheiben dass es eine Leseprobe ist, damit die anderen die dass hier lesen nicht verwirrt sind Wink.
Ich mach das noch, ja. Und Falls Interesse besteht, werde ich auch weitere Kapitel posten. Wie gesagt, ich brauche Feedback und würde gern durch andere Augen noch sehen, was fehlt oder was doof ist. Smile
Ich poste mal noch gleich das 2. Kapitel... und dann alle paar Tage mehr.
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BeitragThema: Re: BREACH // Die andere Seite // FSK 12 // SciFi - YA - Romance   BREACH // Die andere Seite // FSK 12 // SciFi - YA - Romance I_icon_minitimeSo Aug 11, 2013 5:38 am


Kapitel 2


Ich saß auf meinem Bett, die Knie eng mit meinen Armen umschlossen. Ich trug mein Nachthemd und versuchte, mir durch die Umarmung meiner Beine selbst ein wenig Trost zu spenden. Kaum hatte ich das Haus betreten, hatte auch schon ein lautstarker Streit mit Sonny begonnen.

Sonny war wütend, weil ich nach der Schule vergessen hatte, den Abfall rauszubringen. Durch verrottendes Fleisch hatte es angefangen zu stinken und Sonny sah in mir mal wieder nur das faule nichtsnutzige Pflegekind.

»Das Geld, das ich für dich bekomme, wiegt den Ärger nicht auf, den ich durch dich habe. Du hast für die nächsten drei Wochen Hausarrest.«

»Aber das geht nicht«, schrie ich entsetzt zurück. Stephen hatte seine Zulassung für die Universität von Chicago bekommen und sollte am nächsten Wochenende eine Art Orientierungswochenende dort verbringen. Rudy und ich wollten ihn begleiten, schon seit Monaten sparte ich hierfür. »Du weißt, dass wir am nächsten Wochenende nach Chicago wollen!«

»Das bedeutet wohl, dass du zuhause bleibst!« Sonny, die einen viel zu kurzen Jeansminirock und eines von meinen Lieblingsshirts trug, sah kalt in mein Gesicht. An den rötlichen Augen erkannte man sofort, dass sie getrunken hatte. Aber das war nicht verwunderlich, schließlich war auch Kyle, ihr Freund, da. Was mich wirklich wunderte, war, dass er sich noch nicht eingemischt hatte. Aber er war wohl zu sehr damit beschäftigt, sich irgendeine Sportveranstaltung im Wohnzimmer anzusehen.

»Du kannst mir das nicht verbieten, Sonny!«

»Ach nein? Als ich es das letzte Mal gecheckt habe, war ich dein Vormund und du erst 16. Natürlich kann ich dir das verbieten und ich habe es bereits. Du solltest das Geld lieber für sinnvolle Dinge ausgeben!«

Wütend rannte ich die Treppe nach oben. Sofort bemerkte ich den ekligen Gestank, der eindeutig aus meinem Zimmer kam. Ich öffnete die Tür. Die Abfalltüte, die ich vergessen hatte, war auf meinem Bett ausgelehrt worden.

Resigniert betrachtete ich den Dreck, um gleich darauf in die Küche zu gehen und einen Abfallbeutel zu holen.

»Ich hoffe, beim nächsten Mal merkst du es dir und machst deine Arbeit gleich!«

Wütend drehte ich mich zum Besitzer der männlichen Stimme um. Es war Kyle. Es war so klar, dass er damit zu tun hatte. Ich wollte etwas sagen, aber dann schüttelte ich nur den Kopf und schloss den Schrank, aus dem ich einen schwarzen Abfallbeutel geholt hatte. Wahrscheinlich war es besser, gar nicht auf ihn zu reagieren.

Gerade als ich an ihm vorbei zur Treppe wollte, hielt er mich am Arm fest. Sein Griff war grob und würde bestimmt blaue Flecken hinterlassen. Kalt sah ich auf seine Hand, aber Kyle dachte nicht daran, meinen Oberarm loszulassen. »Was?«, knurrte ich ihn an.
»Wenn ich hier wohne, werden hier andere Saiten aufgezogen.« Seine Stimme bescherte mir eine Gänsehaut. »Sonny war viel zu nachsichtig mit dir. Sie hat dich verwöhnt und dich viel zu lange machen lassen, was du wolltest.«

Resolut wand ich meinen Arm aus seinem Griff, auch wenn es noch mehr wehtat. Doch ich würde ihm garantiert nicht die Genugtuung bescheren, das zu zeigen. Ich stampfte wütend Richtung Treppe.

In meinem Zimmer angekommen, verschloss ich die Tür hinter mir und rutschte, mit dem Rücken an die Tür gelehnt, zu Boden. Tränen liefen über mein Gesicht, ich konnte es nicht verhindern, so sehr ich mir vornahm, keine Schwäche zu zeigen. Wenigstens konnte mich niemand so sehen. Wieder einmal wünschte ich mir, dass ich bereits 18 wäre, um ausziehen zu können.

Seufzend stand ich auf und machte mich daran, den Abfall von meinem Bett zu räumen. Nachdem ich den Beutel gefüllt und geschlossen hatte, begann ich das Bett abzuziehen und die schmutzige Wäsche in die Waschküche zu tragen, dann brachte ich die Abfalltüte nach draußen. Zum Glück waren Sonny und Kyle bereits in ihr Zimmer gegangen, so dass ich nicht Gefahr lief, ihnen wieder zu begegnen.

Ich bezog das Bett neu, als ich wieder oben war, und ging ins Badezimmer, um mich umzuziehen. Und nun saß ich hier. Schlafen war unmöglich, zu sehr hatte mich das alles aufgewühlt.

Es wäre übertrieben zu sagen, dass früher alles anders gewesen ist. Sonny war noch nie eine Vorzeigemutter gewesen, aber unser Verhältnis war auch mal besser. Ich war 4, als das Jugendamt mich zu Sonny brachte. Damals war sie noch im Supermarkt als Filialleiterin eingestellt gewesen. Und ich besuchte eine Tagesmutter in der Nachbarschaft. Doch sechs Jahre später wurde der Markt geschlossen und Sonny verlor ihren Job. Seitdem hat sie sich mehr oder weniger mit Aushilfsjobs und dem Pflegegeld für mich über Wasser gehalten. Sie war immer unzufriedener mit sich, mir und der Welt geworden.

Ich war mir sicher, dass sie jemanden suchte, der ihr Sicherheit und Liebe gab. Leider fand sie jedoch immer Männer wie Kyle – selbstsüchtige Idioten, die sie so lange ausnutzten, bis etwas Besseres vorbeikam.

Ich brauchte dringend frische Luft, also ging ich zum Fenster. Gerade als ich die Verriegelung löste, sah ich eine Bewegung im Augenwinkel. Dort stand er wieder, der Junge aus dem Restaurant. Verfolgte er mich wirklich? Er war fast nicht zu erkennen, da er vollkommen schwarz gekleidet war. Es schien, als würde er mich anstarren. Ich wollte ihn fragen, wer er ist, doch er war bereits weg. Gänsehaut überzog meine Arme und ich begann zu frösteln.
Was war hier los? Schnell schloss ich das Fenster wieder und zog den Vorhang zu, den ich bisher noch nie geschlossen hatte. Unruhig ging ich auf und ab. Wer war er? Warum verfolgte er mich?

Nach mehr als einer Stunde und unzähligen Blicken aus dem Fenster legte ich mich ins Bett und starrte in die Dunkelheit. Ich wälzte mich von links nach rechts und zurück auf den Rücken, bis ich nach einer Ewigkeit endlich eingeschlafen war.
Ich stand in einem langen Gang und blickte auf eine große rote Tür. Während ich darauf zuging, liefen mir schreiende, ängstliche Menschen entgegen. Sie schienen mich nicht wirklich zu bemerken, so dass ich ohne Probleme an ihnen vorbeikam. Ich schritt durch die rote Tür, die nun geöffnet war, und befand mich in einem seltsamen Raum. Ein großer Mann und eine jüngere Frau mit langen schwarzen Haaren standen dort und unterhielten sich. Die Frau schien verzweifelt auf den Mann einzureden, der jedoch nur den Kopf schüttelte. Die Frau blickte zu mir und lächelte, sie sagte etwas, was ich jedoch nicht verstand. Alles, was ich mitbekam, waren die ängstlichen Schreie und panisch durcheinanderlaufenden Menschen um mich herum. Ich wollte etwas zu der Frau sagen, doch aus meinem Mund kamen nur schrille Geräusche. Die Frau lächelte noch immer und redete mit fremder Stimme auf mich ein. Es machte mir Angst, dass sie mir nicht zuhörte, dass sie mich nicht verstand. Sie umfasste mit ihren sanften Händen meine Wangen und küsste meine Stirn. Ich wollte mich an ihr festhalten, sie nicht gehen lassen, doch es war, als würde ich von ihr weggezogen. Der große dunkelhaarige Mann hielt die Frau fest in seinen Armen, während sie mir noch Küsse durch die Luft zu warf. Ich schrie, wehrte mich, wollte zurück zu ihr, aber etwas zog mich immer weiter. Jemand packte meine Schultern und schüttelte mich. Es dauerte einige Zeit, bis ich realisierte, dass es meine Mutter war, die mich aufweckte.

»Danny, aufwachen, du hast einen Albtraum!« Blinzelnd versuchte ich, die Erinnerung an den Traum abzuschütteln.

»Wie spät ist es?« Meine Stimme klang noch rau vom Schlafen.
»Halb sieben, Kyle ist gerade zur Arbeit gegangen.« Sonny ging zur Tür. »Wenn du sowieso schon wach bist, kannst du unten die Küche noch aufräumen, bevor du ins Kinderzentrum gehst. Ich bin wieder im Bett.«

Schlaftrunken erhob ich mich und zog, ohne lange nachzudenken, eine Jeans aus meinem Schrank und ein hellblaues T-Shirt, auf dem »Hello Kitty« war. So fühlte ich mich wenigstens wie ich. Nachdem ich im Bad war und mich angezogen hatte, packte ich die Klamotten von Rudy in meinen Rucksack und suchte meine Sachen, die ich heute brauchte, zusammen, danach ging ich nach unten, um die Küche aufzuräumen.
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BeitragThema: Re: BREACH // Die andere Seite // FSK 12 // SciFi - YA - Romance   BREACH // Die andere Seite // FSK 12 // SciFi - YA - Romance I_icon_minitimeMi Aug 14, 2013 6:38 am

Kapitel 3


Endlich war wieder schönes Wetter. Ich konnte also mit dem Fahrrad zum Saint Jeffreys Kinderzentrum fahren konnte. Ich liebte mein Männerrennrad, das ich mir vor einem Jahr von meinem selbstverdienten Geld gekauft hatte. Ich bog auf den Parkplatz des Zentrums ein und stellte mein Rad dort neben den Autos ab. Es war erst halb neun, so dass noch kaum jemand hier war als ich nach drinnen ging.

Seit ich 14 war, kam ich samstags hierher, um den Kindern, denen es weniger gut ging als mir, bei Schulaufgaben zu helfen, mit ihnen zu spielen und ihnen zuzuhören, wenn sie einfach mal reden wollten. Selbst ein Waisenkind, wusste ich über viele ihrer Probleme bescheid. Irgendwann hatte ich dann auch Stephen überzeugt, mitzugehen, um zu helfen.

»Heute schon so früh hier?« Ich lächelte, als ich die Stimme meiner Chefin hörte. JoBeth Willis war Sozialarbeiterin und leitete das Kinderzentrum. Immer wenn ich Probleme hatte, war sie meine erste Anlaufstelle. »Ja, ich war schon recht zeitig wach und da dachte ich, ich komme einfach etwas früher und nerv dich mit meinen Problemen.«

Sie lachte und umarmte mich. »Alles in Ordnung zuhause?« Ich nickte und betrachtete JoBeth, die mit ihren knapp 1,55 m beinahe einen Kopf kleiner war als ich und etwa 30 kg schwerer, trotzdem hatte sie immer alles im Griff. Stephen sagte immer, ihr Herz sei so groß wie die Sonne und mindestens genauso warm. »Sonny hat einen neuen Freund. Und,  na ja, das Übliche eben, er mag mich nicht, ich mag ihn nicht. Er glaubt, er hat mir was zu sagen. Ich glaube, er hat mir nichts zu sagen.« Ich zuckte mit den Schultern.

Ihre braunen Augen blickten mich mitfühlend an. Sie erkannte sofort, wenn es einem nicht gut ging oder wenn man log. Ich erzählte ihr vom Vorfall mit der Abfalltüte und sie nickte nur.

»Wenn du möchtest, kann ich mit Sonny reden.«

Das war wirklich ein verführerischer Vorschlag, aber letztlich würde es nur noch mehr Ärger schaffen. »Nein, ich denke, ich muss selbst damit klarkommen.« JoBeth nickte und legte noch einmal den Arm um mich. »Du bist ein guter Mensch, Danielle. Und eigentlich weiß Sonny das auch. Sie fühlt sich nur sehr einsam und glaubt, einen Mann zu brauchen.«

»Ja, das weiß ich, ich mache ihr deswegen ja auch keinen Vorwurf. Wirklich nicht, aber ... Manchmal wünschte ich einfach, dass ich schon 18 wäre und gehen könnte.« Seufzend atmete ich tief durch. »Versteh mich nicht falsch, ich bin Sonny dankbar für alles, was sie für mich getan hat. Und meistens läuft auch alles gut.«

»Ich versteh schon, und ich glaube, ich werde doch einmal mit ihr sprechen. Keine Sorge, ich werde nichts über dich sagen, ich werde mich einfach erkundigen, wie es so läuft.«

Als wir uns anlächelten, war es wie ein stilles Einverständnis. JoBeth stand auf und holte zwei Tassen aus dem Schrank. »Möchtest du auch einen Kaffee?« Ich nickte und sie stellte wenige Augenblicke später eine Tasse vor mich.

»In dir wohnt so viel Kraft, Danielle. Du musst nur wissen, wie du sie abrufst, wie du darauf zugreifst.«

Ich trank verlegen einen Schluck des Kaffees. Es war seltsam, wenn jemand mir so viel mehr zutraute, als ich mir selbst. Ich wusste nie so genau, wie ich damit umgehen sollte.

Mittlerweile fing das Zentrum an, sich zu füllen. Viele der Kinder kamen bereits am Morgen und blieben den ganzen Tag. Einige kamen erst mittags, andere blieben nur wenige Stunden. Die zehnjährigen Bakersfield-Zwillinge, Marvin und Ruben, gingen an uns vorbei, um zu den Basteltischen zu kommen, und ich lächelte. Auch JoBeth folgte meinem Blick, dann funkelte sie mich schelmisch an. »Wird dein Freund heute auch kommen?«

»Stephen ist nicht MEIN Freund. Er ist ein Freund. Genau genommen ist er beinahe so was wie ein Bruder!« JoBeth grinste über meinen schnellen Protest.

»Ich mag ihn, er ist ein guter Junge. Und wäre ich etwa 30 Jahre jünger, würde ich mir von ihm auch die Basketballregeln erklären lassen.« Lachend schüttelte ich den Kopf. Stephen spielte in der Schulauswahl und trainierte mit den Kids im Zentrum samstags, wenn er Zeit hatte. Er hatte sogar vor einiger Zeit seine Eltern davon überzeugt, dem Kinderzentrum neue Körbe zu spendieren.

Als ob unser Gespräch ihn beschworen hätte, betrat Stephen gerade in diesem Augenblick das alte Schnellrestaurant, das von der Kirche gekauft und zu der Freizeiteinrichtung für Kinder umgebaut worden war. Ich versuchte ihn einmal mit den Augen eines anderen Mädchens zu sehen und ich musste JoBeth recht geben. Stephen war mit seinen 1,98 m fast 30 cm größer als ich. Sein Körperbau war lang, schlank und vor allem im Schulter- und Arm-Bereich, sowie an den Oberschenkeln, sehr muskulös. Das kurzgeschnittene blonde Haar machte ihn für die Mädchen der Schule reizvoll und begehrenswert. Als er lächelnd auf mich zukam, betrachtete ich sein Gesicht. Seltsam, mir waren noch nie die Grübchen, die seine Wangen zierten, aufgefallen.

Als er nur noch wenige Schritte von mir entfernt war, warf er mir seinen Basketball zu. Habe ich schon erwähnt dass ich, was Ballspiele angeht, ein totaler Bewegungslegastheniker bin? Was das bedeutet? Mal überlegen, im Normalfall schaffte ich es, mich, ohne zu stolpern, von Punkt A zu Punkt B zu bewegen. Ich war eine durchschnittliche Tänzerin, und wenn ich mich etwas mehr angestrengt hätte, hätte ich es ins Lauf-Team der Schul-Leichtathletik-Mannschaft schaffen können. So weit, so gut. Kam nun jedoch ein Ball ins Spiel, schien ich die Kontrolle über meine Arme und die Auge-Hand-Koordination zu verlieren.

Glücklicherweise schaffte ich es, den Ball so von meinen Händen abprallen zu lassen, dass er mein Gesicht nicht neu gestalten konnte. Stephen begann zu lachen. Und vielleicht wäre ich beleidigt gewesen, wenn es eben nicht er gewesen wäre, der gelacht hat. Ich konnte ihm einfach nicht böse sein. Er lief dem Ball nach, der ziellos durch den Raum kugelte, und hob ihn auf, dann kam er zu mir. »Du brauchst keine Angst vor dem Ball haben, Danny. Die Zeiten, als Bälle noch gebissen haben, wurden per Dekret abgeschafft.«
»Witzig!« Obwohl ich mich bemühte, konnte ich nicht verhindern, dass ich mit den Augen rollte, wodurch Stephen noch mehr lachte und mich zum Grinsen brachte.

Wohl wissend, dass JoBeth, die gerade einem Mädchen half, ihre Schuhe zu binden, ihn gleich verjagen würde, setzte er sich auf einen Tisch mit den Füßen auf der Sitzfläche eines Stuhls. »Also, was steht heute an?« Gelassen ließ er den Ball auf seinem Finger drehen. »Ich habe versprochen, dass ich mit den Mädchen heute ein paar Tanzschritte übe.« Stephen stoppte den Ball, hielt ihn mit beiden Händen fest und sagte langsam mit todernster Miene: »Ihr werdet keine Bälle verwenden oder?«

Bevor ich etwas erwidern konnte, kam JoBeth zurück und ließ ein Geschirrtuch, das sie über der Schulter liegen hatte, auf Stephens Hintern schnellen. »Runter vom Tisch. Habt ihr Kids heutzutage keine Manieren mehr?« Er stand auf, stellte sich neben sie und legte einen Arm um ihre Schulter. »Was glaubst du, warum meine Eltern mich regelmäßig hierher schicken?« Da er sie um fast zwei Köpfe überragte, musste JoBeth den Kopf sehr weit in den Nacken legen. »Ich sollte Geld von ihnen verlangen. Aber dann verlangen sie womöglich eine Erfolgsgarantie. Und so weit möchte ich mich bei dir nicht aus dem Fenster lehnen.«

Der weitere Vormittag verlief relativ ruhig, Stephen und ich halfen den jüngeren Kindern bei ihren Hausaufgaben und wir versuchten, ihnen ihre Fehler zu erklären. Nach der Hip-Hop-Tanzstunde mit den Mädchen setzte ich mich mit einer Flasche Wasser aus dem Kühlschrank des Zentrums auf eine Bank, um den Jungs beim Basketball zuzusehen. Stephen setzte sich neben mich auf die Bank. Er behielt die spielenden Kinder im Auge. »Du siehst erschöpft aus. Ist alles klar?« Sein Blick streifte mich kurz, bevor er wieder auf das Spielfeld blickte.

»Ach, keine Ahnung, ich hatte heute Nacht einen echt seltsamen Traum.« Nun sah er mir direkt in die Augen. »Aha?« Ich wusste, er erwartete, dass ich ihm von meinem Traum erzählte. Und widerwillig berichtete ich ihm von dem Mann und der Frau und meinem Unvermögen, mit ihnen zu sprechen, meiner Angst, meiner Wut und meiner Trauer.

Er lächelte etwas, schrie eine Spielanweisung auf das Feld und blickte mich dann wieder an. »Und du hast keine Ahnung, worum es ging?« Ratlos schüttelte ich den Kopf und zuckte mit den Schultern. »Ach«, Stephen winkte ab, »mach dir nicht so viele Gedanken, Träume sind Schäume. Es war einfach nur ein Traum und hat bestimmt überhaupt nichts zu bedeuten.«

Ein anfeuernder Sing-Sang, »Go Tigers, Go Tigers!«, schallte vom Parkplatz herüber. Rudy war gerade aus ihrem roten Golf gestiegen und kam zum Basketball-Feld. Grinsend machte sie Cheerleader-Bewegungen, die ihr als Freshman in Fleisch und Blut übergegangen waren, als sie selbst noch ein Cheerleader gewesen war. Doch aus heiterem Himmel hatte sie vor wenigen Wochen beschlossen, dass sie keine Lust mehr auf das, wie sie es nannte, phonetische Gehopse hatte. Und es machte keinen Sinn, sie darauf hinzuweisen, dass es so etwas wie »phonetisches Gehopse« nicht gibt.

»Hey ihr beiden Hübschen. Vielleicht solltet ihr zwei miteinander ausgehen, ihr seht zuckersüß aus!« Entsetzt schüttelte ich den Kopf. »Danke, nein, mir reicht es erst mal für eine Zeit mit Verabredungen.« Stephen stand auf und ging wieder auf das Spielfeld, so dass Rudy seinen Platz neben mir auf der Bank einnehmen konnte.

»Es war wirklich nicht die feine Art, mich gestern mit den beiden Jungs alleine sitzen zu lassen, Danny.« Bedauernd sah ich sie an. »Ja, ich weiß, aber dieser Kerl war einfach nur ein Idiot. Ich glaube nicht einmal, dass er mich wirklich wahrgenommen hat.« Rudy seufzte und ich wusste, ich hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. »Ja, du hast wohl recht, ich habe mich einfach durch sein blendendes Aussehen täuschen lassen. Duke Milford ist ein Langweiler und noch dazu einer der übelsten Sorte.«

Sie griff in ihre große Handtasche, die sie so gut wie immer bei sich trug, und zog ihre Sonnenbrille heraus. Es schien, so wie ich Rudy kannte, ein neues Model einer teuren Designerbrille zu sein. Jedoch setzte sie sie nicht, so wie normale Menschen, auf die Nase, um sich vor der Sonne zu schützen, sondern schob sie ins Haar, was ihrem Gesicht ein strahlendes, kokettes Aussehen gab.

»Jetzt mal im Ernst. Warum gehst du nicht mal mit Stephen aus? Ihr beiden seid euch so ähnlich, was Geschmack und Interessen angeht. Warum bin ich nicht schon früher darauf gekommen?« Was war heute mit allen los? Stephen und ich waren seit fast acht Jahren beste Freunde. Ich war mir sicher, er sah in mir auch nur so was wie eine kleine Schwester. Ich gehörte zur Familie, wie Rudy eben.

»Erstens hat er mich nicht gefragt und außerdem, wir reden über Stephen, deinen Bruder.« Sie sah mich an. »Findest du denn nicht, dass er gut aussieht?« Ich blies die Wangen auf und drückte die Luft durch meine gespitzten Lippen wieder raus. »Natürlich sieht er gut aus, aber es wäre für mich wie für dich, wenn du mit ihm ausgingst ...« Als wir uns in die Augen blickten, verstanden wir uns blind. Lachend beendeten wir beide gleichzeitig den Satz: »Eklig!« Wir klatschten unsere Hände aneinander und sahen zum Spielfeld, wo gerade einer der Kleinen den Ball eroberte, um einen Korb zu werfen.
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